Pressestimmen
Peter-Sodann-Bibliothek eG
Sodann-Bibliothek in Staucha plagen Geldsorgen
Der Schauspieler Peter Sodann hat Abertausende Bücher aus der DDR gesammelt. Nach seinem Tod steht seine Bibliothek vor der Frage, wie es weitergehen soll.
Stauchitz (dpa) – Die Peter-Sodann-Bibliothek in Staucha im Landkreis Meißen steht vor einer ungewissen Zukunft. Seit 2018 ist die Bibliothek als gemeinnützige eingetragene Genossenschaft organisiert. Doch der Einrichtung fehle jegliche Förderung vom Bund oder dem Freistaat Sachsen, beklagt Aufsichtsrat Bernd Pawlowski. Die Bibliothek lebe von Spenden – und auch die gingen „rapide“ zurück.
Spenden reichen nicht mehr aus
„Unsere Probleme sind die, die alle haben“, sagt Sodanns Witwe Cornelia Brenner-Sodann. Es fehle Geld für Personal, um die Bücher weiter zu sichten und zu katalogisieren. Zwar kommen nebenher noch Einnahmen rein aus einem Bücher-Antiquariat. Aber das helfe kaum weiter.
Die Idee für die Sammlung hatte der Schauspieler Peter Sodann (1936 – 2024). Er wollte die DDR-Bücher vor der Vernichtung und dem Vergessen retten. Doch seit seinem Tod im vergangenen Jahr steht die Bibliothek vor der großen Frage, wie es weitergehen soll. Sodann baute die Sammlung während der Wende ab 1990 auf, 2012 zog er mit den Büchern in das abgelegene Rittergut Staucha.
„Wir bräuchten eine kleine, durchgehende Unterstützung, um zwei Stellen auf Mindestlohn-Basis zu schaffen“, sagt Pawlowski. 100.000 Euro jährlich wären ideal, 50.000 bis 70.000 Euro würden auch schon helfen. Alle Gespräche mit öffentlichen Stellen seien bislang ins Leere gelaufen, so Pawlowski. Aktuell habe die Genossenschaft zwei Angestellte, „die wir mit Hängen und Würgen über Spenden finanzieren“, sagt Pawlowski.
Freistaat sieht keine Zuständigkeit
Das sächsische Kulturministerium erklärt auf Anfrage, dass es beachtlich und ausgesprochen respektabel sei, mit welchem Engagement Peter Sodann die Bücher als privater Sammler zusammengetragen habe. Er habe jedoch nicht im Auftrag des Staates gehandelt. Das Ministerium bestätigte, dass sich Vertreter der Bibliothek seit vielen Jahren an Bund und Land gewandt haben. „Aus unserer Sicht sind die jeweiligen Argumente wiederholt ausgetauscht und umfassend diskutiert worden.“
Keine öffentliche Bibliothek werde in Sachsen über Landesmittel institutionell gefördert, so das Ministerium. Denkbar sei höchstens eine Projektförderung unter bestimmten Bedingungen.
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(Veröffentlichung auf unserer Website mit freundlicher Genehmigung der dpa)
Peter-Sodann-Bibliothek bald auf Wikipedia
“Bald soll auch die nach (Peter Sodann) benannte Bibliothek ins weltweite Wikipedia-Universum aufgenommen werden. … In der Peter-Sodann-Bibliothek ist an die Anschaffung eines solchen Spezialscanners nicht zu denken. Die rund zehn Mitarbeiter, die hier als Minijobber oder ehrenamtlich tätig sind, haben genug zu tun, die Bücher, die von 1945 bis 1990 zuerst in der sowjetischen Besatzungszone und später in der DDR erschienen sind, zu erfassen.”
Sächsische Zeitung, 20. März 2024
Dankbar für die Unterstützung
““Die Situation ist gerade nicht einfach. Es fehlt wie überall das Geld”, sagte Peter Sodann, als wir ihn im Sommer in seiner Bibliothek besuchten. … Fünf Monate später blickt der gebürtige Meißener etwas optimistischer in die Zukunft. Nach einem Hilferuf in Super-Illu im August gingen bei der gemeinnützigen Genossenschaft Peter-Sodann-Bibliothek 24.000 Euro Spenden ein, die u.a. für Energie- und Personalkosten gebraucht werden. “Es waren viele – ich danke für jede einzelne”, so Sodann. … Für Karl Gerhold ist die Unterstützung eine Herzenssache: “Ich finde es toll, dass sich Peter Sodann der Sisyphusaufgabe stellt und die Literatur der DDR-Zeit sammelt. Dieser Schatz muss der Nachwelt erhalten bleiben. Gerade im digitalen Zeitalter muss der Zugang zu Büchern, zu Wissen und Kultur gefördert werden.” Sodann selbst sieht die Bibliothek auf einem guten Weg: “Mit jeder Spende kommen wir einen Schritt weiter, allerdings sind noch viele Schritte notwendig um dieses Kulturgut zu bewahren.””
Super-Illu, 07. Dezember 2023
Die Genossen Bücherbewahrer
“Eine Erkenntnis der vergangenen sechs Jahre lautet freilich: Auch in einer Bibliothek hört die Arbeit nimmer auf. Zwar sind große Räume unter dem Dach hergerichtet, viele Regale eingebaut und bestückt worden, aber noch immer harren unzählige Bücher in Pappkartons aus. “In den Bananenkisten des Westens”, so ist in der alten Scheune an einer Wand zu lesen, “schlummert das Wissen des Ostens.” Eine andere Erkenntnis lautet: Auch eine DDR-Bibliothek ist keine Goldgrube. Zwar kommen Gäste zu Führungen; zwar gibt es ein Antiquariat, in dem Onlinebestellungen selbst aus Australien eingehen. Es gibt Spenden; die Gemeinde beteiligt sich an den Betriebskosten. Für mehr als anderthalb Angestellte reicht das aber nicht. Viel Arbeit
Peter Sodann will Staucha verlassen
“”Derzeit sind wir in Halle auf Wohnungssuche, haben aber noch nichts Passendes gefunden”, so
Peter Sodann. Das mag zumindest Außenstehende überraschen. Immerhin hatte Sodann vor einiger Zeit sein Elternhaus in Weinböhla und auch sein Haus in Halle verkauft.
Seine Frau unterstützt die Pläne. “Wenn mein Mann etwas macht, dann richtig. Er kann nicht aufhören. Wenn er ein wenig räumlichen Abstand hat, fällt das Aufhören vielleicht leichter”, sagt sie. Das Wohnhaus, die Bibliothek und die Scheune sollen aber nicht verkauft werden, die Bibliothek, wie geplant, von der Genossenschaft fortgeführt werden.
Auf die Idee, Bücher aus DDR-Zeiten zu sammeln und der Nachwelt zu erhalten, kam Peter Sodann 1990 in Halle.”
Sächsische Zeitung, 2. Novemver 2020